Der Tzenkethi-Lieutenant Hulrun blickte auf seine Sensorenstation, während der Bildschirm mit Daten gefüllt wurde. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass er die Scandaten gefunden hatte, nach denen er suchen sollte. Treffer, dachte er. Es gibt keinen Zweifel daran. Ich muss das melden. Er stand von seiner Konsole auf und wandte sich dem befehlshabenden Offizier zu, der neben ihm stand.

Ich muss Milliarden dazu verdammen, zu sterben.

Captain Yur Tzen-Crinnu starrte schweigend auf den Hauptbildschirm, während sich Hulrun erhob. Der Befehlshaber über das Koalitionskriegsschiff Steadfast war von nobler Abstammung. Das Tzen in seinem Nachnamen sorgte dafür, dass dies auch jedem in der Mannschaft bewusst war. Seiner Stellung innerhalb der Gesellschaft der Tzenkethi zum Trotz legte der Captain durchaus Wert darauf, seine Mannschaft zu kennen, mit ihnen zusammenzuarbeiten und an ihrer Seite zu kämpfen. Dies war für adlige Offiziere eher ungewöhnlich. Derartige Formen der Verbrüderung waren bei der Oberklasse der Tzenkethi nicht gern gesehen. Aber das scherte ihn wenig, denn so konnte er sich die große Wertschätzung seiner Mannschaft sichern. Daher zögerte Hulrun mit der Bekanntgabe seiner Befunde. Auch wenn er der Bote dieser Nachricht war, wusste Hulrun doch, dass es letztendlich die Entscheidung des Captains sein musste, einen bewohnten Planeten in Schutt und Asche zu legen ... und dass diese Entscheidung schwer auf dessen Schultern lasten würde. Eine schwerere Last, als irgendjemand tragen sollte.

„Haben Sie etwas auf dem Herzen, Lieutenant?“, fragte Tzen-Crinnu, während der von seinem Monitor aus zu dem Junior-Offizier blickte. „Sie drucksen doch normalerweise nicht so herum.“

„Captain ...“, sagte Hulrun zögerlich. „Die Daten der Langstreckensonde wurden übertragen. Das Zielsystem wurde als positiv klassifiziert. Gemäß der Autarken Weisung Nummer 1219 müssen wir ...“

„Ja Lieutenant, die entsprechende Weisung ist mir durchaus bewusst. Ich habe sie bereits drei Mal umgesetzt. Betrachten Sie in dieser Angelegenheit ihre Pflicht als erfüllt und kehren Sie zu Ihrer Station zurück.

Hulrun kam dem nach, während Tzen Crinnu dem Protokoll folgte. Befehle wurden erteilt. Die Mannschaft führte sie aus. Die Steadfast raste mit maximaler Warpgeschwindigkeit durch den Sektor auf die betreffende Welt zu. Der Autark war sehr deutlich – sobald ein Ziel als positiv identifiziert war, musste es sobald wie möglich ausgelöscht werden. Zögern würde hier als Schwäche ausgelegt, und Schwäche wurde dementsprechend beantwortet.

In den unteren Decks begann eine Gruppe Techniker, eine Waffe bereitzumachen: Ein wissenschaftlicher Terror und die ultimative Demonstration der Macht des Autarks – eine Protomateriebombe. Die Explosion dieser Bombe würde die Zielwelt in einem einzigen Moment von allem ungewünschten Leben reinigen.

Sobald der Befehl erteilt war.

In dem Wissen, dass die Zerstörungsmaschinerie in Gang gesetzt war, stand Tzen-Crinnu auf und nickte seinem Taktischen Offizier zu. „Sie haben das Steuer“, sagte er emotionslos. „Weisen Sie die Kombüse an, mein Abendessen vorzubereiten.“ Ohne weitere Worte aktivierte er seinen persönlichen Transporter und beamte sich von der Brücke. Nachdem er sich in seinem persönlichen Quartier materialisiert hatte, ging er zu einem Regal, in dem ein abgenutztes Buch lag. Den Einband des Buches zierte sein Familienwappen, es enthielt den Stammbaum und die Taten seiner Vorfahren. Er blickte es einen Augenblick voller Respekt an, bevor er es langsam öffnete.

„All meine Väter, all meine Mütter, vom Beginn des ersten Lichts bis zu diesem Moment ... teilt Eure Weisheit mit mir. Ich bin Euer bescheidener Sohn, und ich suche den Weg. Weist mir den rechten Pfad.“

***

„Captain“, ertönte die monotone Stimme des Computers. „Lieutenant Hulrun bittet darum, hereingelassen zu werden. Möchten Sie ihn empfangen?“

Tzen-Crinnu schloss das Buch, erhob sich und legte das Buch zurück ins Regal.

„Ja, Computer. Lassen Sie ihn herein.“ Kurz darauf betrat der Junior-Offizier den Raum und salutierte, bevor er seine Waffe in den dafür vorgesehenen Ständer ablegte. Anschließend stand er still und gab sein Bestes, gelassen auszusehen – was ihm gründlich misslang.

„Rühren, Lieutenant. Ich habe eine Ahnung, warum Sie hier sind“, sagte der Captain. „Sie machen sich Sorgen, so viel ist schon Mal klar. Warum?”

„Captain, ich ... ich wünsche formell Protest einzulegen“, antwortete der junge Offizier mit sichtlicher Nervosität. „Formell.“

„Ich verstehe. Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass ein solcher Eintrag, wenn er erst einmal gemacht wurde, nicht mehr aus den Aufzeichnungen des Schiffes entfernt werden kann ... egal, aus welchen Gründen.“

„Dessen bin ich mir bewusst, Sir. Ich ziehe mein Ersuchen nicht zurück.

Tzen-Crinnu starrte den Lieutenant eiskalt an. Wenn Sie dies ernst meinen, dann würde ich schon gerne erfahren, warum, Lieutenant. Ich sollte schon wissen, warum ein junger Offizier mit einer vielversprechenden Karriere diese – und sein Leben – gefährdet. Erklären Sie sich.“

Hulrun räusperte sich, bevor er antwortete. „Ich muss protestieren, da unser Vorhaben nicht dem entspricht, wofür wir stehen. Es ist feige, und ... und ...“

„Ja? Fahren Sie fort, Lieutenant.“

„Es ist nicht der Pfad der Rechtschaffenden. Es ist nicht einmal der Pfad der Gewalt. Es ist der Pfad des Wahnsinns.“

Tzen-Crinnu stand schweigend auf und deutete auf ein zerfleddertes und teilweise angesengtes Banner, das an der Wand seines Quartiers hing.

„Wissen Sie, was dies ist, Lieutenant?“

Es ist die Gefechtsstandarte Ihres ersten Schiffes, Sir ... aus dem Krieg mit der Föderation und dem Klingonischen Reich ...“

„Ja. Ich führte sie mit Stolz während dieses Konfliktes. Ich nahm sie von der Brücke mit, als das Schiff kurz davor stand, brennend und halb zerstört auf die brennenden Städte Betazeds hinabzustürzen. Kurz darauf nahm ich sie mit in ein Gefängnis der Föderation.“ Tzen-Crinnu starrte die ramponierte Flagge eine Weile an, bevor er fortfuhr.

„Zeit verging und der Autark entschied, dass Tzenketh den Pfad des Friedens beschreiten sollte. Die Föderation gab mir die Standarte zurück, als ich freigelassen wurde. Ich habe sie hier, um mich an diesen Feldzug zu erinnern, an das, was verloren ging ... und an den Pfad des Wahnsinns, der zu alldem führte.“

„Sir? Ich ... ich verstehe nicht. Der Krieg gegen die Föderation war ...“

„Wahnsinn, Lieutenant! Dieser gesamte Krieg war der reine Wahnsinn! Niemand, der einigermaßen bei Sinnen ist, hätte die Föderation angegriffen, und schon gar nicht die kombinierten Streitkräfte der Föderation und des Reiches!“

„Aber wir hatten einen guten Grund! Sie raubten unser heiliges Land, unsere heiligen Welten ...“

„Ach, das war bestenfalls ein Missverständnis. Zum Schluss kämpften wir im Namen des Autarks, aufgrund realer und eingebildeter Kränkungen, weil er es so wünschte. Wir vergossen ihr Blut, opferten sie den Flammen, aber letztendlich waren wir es, die sich beugen mussten. Und als wir kapitulierten, trat der Sohn des Autarks hervor, um sich für die Schwäche seines Vaters zu rächen.“

„Und seit diesem Tage ist er der Autark“, ergänzte Hulrun. „Möge unseren Seelen in der Leere Gnade zuteilwerden.“

„Gnade“, sagte Tzen-Crinnu verbittert. „Das ist keine seiner Eigenschaften. Gnade führt nicht die Hand, die so viele Leben beendet.“

„Nein“, stimmte ihm Hulrun zu. „Der Wahnsinn hingegen schon. Und dies ist der Grund, warum ich Protest einlegen muss. Ich kann es nicht gutheißen, dass wir Unschuldige im Namen des Wahnsinns ermorden.“

„Ihre Absichten sind deutlich, Lieutenant. Bevor wir fortfahren, möchte ich Ihnen einen Gegenvorschlag anbieten. Beherzigen Sie meine Worte ...“

***

Captain Tzen-Crinnu betrachtete das Abbild der Zielwelt auf seinem taktischen Monitor. Klasse M, fruchtbar, lebenserhaltend, Heimat einer vorindustriellen Zivilisation, Milliarden von Leben, nichts ahnend von dem sie erwartenden Schicksal.

„Lieutenant Hulrun“, sagte er. „Wurde die Protomateriebombe platziert und scharf gemacht?“

„Aye, Sir“, antwortete Hulrun von seiner Station aus. „Das Team hat sich bereits zurück auf das Schiff gebeamt. Wir warten auf Ihr Kommando.“

„Also gut, Hulrun. Sie haben Ihre Befehle. Ausführen.”

Hulrun gab eine Sequenz auf seiner Konsole ein. Sekunden später brach ein Trommelfeuer von der Steadfast auf den Ort wo die Bombe platziert worden war los und hüllte diesen in verheerendes Feuer, welches die schreckliche Waffe vernichtete.

Auf der Brücke herrschte einige Sekunden lang in ein schockiertes Schweigen, gefolgt von dem Geräusch von Waffen, die aus ihren Holstern gezogenen wurden.

„Wahnsinn“, sagte jemand aus der Mannschaft. „Sie beschreiten den Pfad des Wahnsinns!“

„Nein“, antwortete der Captain, als Hulrun an seiner Seite stand und die anderen anblickte. „Es wäre Wahnsinn gewesen, diesen Befehlen Folge zu leisten und diese Welt auszulöschen. Ich beschreite nun einen neuen Pfad.“

„Ich ebenso“, ergänzte Hulrun. „Und Sie alle sollten sich uns anschließen.“

Es fiel kein Schuss. Über die Kommunikationskanäle erklangen Meldungen der anderen Decks, während Waffen wieder in ihre Halfter gesteckt wurden. Der Captain nahm mit einem Lächeln Platz.

„Die Mannschaft hat Fragen“, sagte er zum Rest der Brückenbesatzung. „Geben wir ihnen die Antworten, nach denen sie suchen. Navigator, welches ist das nächste System der Föderation?“

“Izar, Sir. Vier Tage bei maximaler Warpgeschwindigkeit.“

„Kurs setzen“, antwortete Tzen-Crinnu. „Es gibt ein paar Dinge, von denen die Föderation erfahren sollte, und zwar schnell.“

Paul Reed
Content Writer
Star Trek Online

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