Was hat zwei Köpfe, vier Tentakel und verbreitet quer durchs Unterreich Angst und Schrecken? Natürlich Demogorgon. Hallo zusammen. Mein Name ist James Lutz, und ich bin Lead Animator für Neverwinter. Heute gebe ich euch einen kleinen Einblick in ein paar der Schritte, mit denen wir hier bei Cryptic Studios unsere Charaktere zum Leben erwecken. Unser heutiges Thema ist Demogorgon – der selbsternannte (und nicht minder furchteinflößende) Dämonenprinz.

An einem sonnigen Frühlingsnachmittag saß das Entwicklerteam von Neverwinter in einem Besprechungszimmer, um darüber zu diskutieren, was wir 2015 neu ins Spiel einfügen wollen. Wir hatten bereits zuvor immer mal wieder über Dämonen gesprochen, aber bei diesem Treffen schienen sie das zentrale Gesprächsthema zu sein. Ein Dämon wurde dabei immer wieder erwähnt: Demogorgon. Ich hatte mich zuvor immer als eine Art Experte für die Geschichte und die Monster von Dungeons & Dragons gesehen. Jetzt jedoch wurde meine Selbstsicherheit erschüttert. Ich hatte keine Ahnung, wer oder was dieser Demogorgon ist und wäre überhaupt nicht in der Lage gewesen, ihn zu beschreiben.

Die Besprechung darüber, welche Design-Aspekte bei neuen Dämonen zu beachten wären, ging hin und her, und da wurde dieser Name schon wieder erwähnt: „Demogorgon“. Nachdem dieser Name nun mehrfach gefallen war, dachte ich mir, dass es wohl eine gute Idee wäre herauszufinden, worum es da geht. Irgendwann würde jemand wissen wollen, was wir bezüglich der Animation einiger dieser Kreaturen machen konnten, und es wäre sicherlich hilfreich, hier eine Antwort zu haben. Mein treues Smartphone eilte mir zur Rettung und da war er also, in all seiner Schönheit.

Demogorgon ist ein grotesker Unhold mit den Beinen und dem Schwanz einer Echse, langen und sehnigen Armen mit Tentakeln statt Händen, die sich wie wahnsinnig drehen und winden, und auf seinem stämmigen Rumpf thronen zwei riesige Pavianköpfe. Die meisten Bilder, die ich finden konnte, hoben diese Köpfe hervor, die beiden Gesichter zu schreienden Fratzen erstarrt, die sowohl Überheblichkeit als auch pure Wut ausdrückten. Mensch, das ist ein echt cooles Monster. Sofort schossen mir die Ideen durch den Kopf, wie wir ein Skelett bauen könnten, das ihn trägt, oder welche Animationen all seine beweglichen Körperteile so richtig zur Geltung bringen. So viele bewegliche Körperteile!

Bei den ersten Schritten einer Charaktererstellung geht es hauptsächlich darum, so viele Informationen und Referenzen wie möglich zu sammeln. Wenn ich den Ursprung einer Kreatur kenne, kann ich mir einen Eindruck über deren Verhalten, Körperlichkeit und sogar ihrer Psychologie verschaffen. Selbst mörderische Kreaturen haben eine Art von Familienleben, was man zur Inspiration heranziehen kann. Wenn ich all diese Informationen zusammen habe, suche ich nach Wegen, wie ich dies in meine Animationen einfließen lassen kann.

Demogorgon ist die Verkörperung von zwei Dingen, die sich gegenseitig hassen, Aameul und Hethrediah, die in einem ewigen Konflikt gefangen sind, da sie beide zusammen eine Kreatur bilden. Um dies gut zu vermitteln suchte ich nach Wegen, wie ich Spannung in meine Posen bringen konnte, und wie ich alle  Körperteile in Bewegung halten konnte, so eine Art Kommen und Gehen, aber niemals komplett stillstehen. Durch diesen internen Konflikt hatte ich die Idee, die Arme so zu positionieren, dass er eine defensivere Haltung einnimmt. Zusammen mit den unter dem Gewicht dieser Kreatur ausgebreiteten Füßen war es vorteilhaft, den Blick des Betrachters nach oben in Richtung der Köpfe zu ziehen, fast schon die Form einer Pyramide.

(Der Einbau von Pyramiden in grafische Formen hilft dabei, dem Bild ein Gefühl von Balance zu geben.)

Die sich windenden Tentakel, die dabei meist aufgerollt bleiben, gaben mir dieses Gefühl einer unangenehmen Spannung in den Posen. Glücklicherweise gibt es im Internet jede Menge fantastischer Videos von pazifischen Oktopussen, deren Tentakel ich als Vorbild nehmen konnte. Es gibt außerdem eine Reihe ziemlich peinlicher Videos, auf denen ich versuche, meine Imitationen von Demogorgon zum Besten zu geben. Ich erspare uns allen das Elend, diese Videos ansehen zu müssen. [Hinweis der Redaktion: Leider weigert sich James, diese Videos jemandem zu zeigen.]

(Ein Beispiel für Animationskontrollen, die wir für Demogorgon verwendet haben.)

Wir erhielten sehr früh während des Projekts die Gelegenheit, die Techniken zu entwickeln, mit denen wir die zukünftigen Dämonen erschaffen konnten. Uns fiel auf, dass die klar ausgebildeten und detailreichen Muskeln eine typische Eigenschaft der Dämonen waren, die wir in Erwägung zogen. Eines Tages sprachen wir darüber, ob man die Muskeln anspannen könnte. Durch das Hinzufügen eines einfachen Muskelsystems auf dem Skelett, erhielten wir auf natürliche Weise detailliertes Anspannen und Strecken bei der Bewegung.

(Der Effekt ist eher subtil, aber ich denke, er macht die Animation doch ein Stück lebendiger.)

Einer der schönen Aspekte bei der Arbeit an Videospielen ist, zumindest für mich, dass keine Kreation je die Arbeit einer einzelnen Person ist. Viele talentierte Menschen müssen hart dafür arbeiten, um sowas wie Demogorgon in unserem Spiel zu verwirklichen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich das Glück hatte, bei diesem Prozess dabei sein zu dürfen. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ich hoffe, euch gefallen unsere neuen Monster in Neverwinter.

James Lutz
Lead Animator

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