Liebe Mutter,

ich weiß nicht genau, wann dich dieser Brief erreichen wird. Wenn er bei dir angekommen ist, wirst du mir vielleicht vergeben haben, dass ich mich bei der Armee verpflichtet habe und mich freiwillig für diesen Auslandseinsatz gemeldet habe. Ich bin nicht mehr dein kleines Mädchen. Ich kann gut auf mich alleine aufpassen, wie ich das schon immer gemacht habe, und auf meine Schwester auch. Du weißt, dass ich dies für mich selbst tun musste, und natürlich für Vater – ich habe es nicht gemacht, um dich zu ärgern.

Wie dem auch sei, es sollte dich freuen zu hören, dass es mir gut geht. Ich erfreue mich bester Gesundheit und bin weit vom Kampfgeschehen entfernt. Momentan droht mir die größte Gefahr von einem Sonnenbrand. Ich schätze, aus diesem Grund mache ich hier im Lager so viel Fitness-Training, damit ich nicht vor Langeweise sterbe. Ich mache Überstunden und melde mich freiwillig für die unbeliebten Schichten. Und ich versuche auch alle anderen hier zu Höchstleistungen anzuspornen. Sie werden in meinem Trupp wertlos sein, wenn sie nur den ganzen Tag rumliegen und mit ihren Freundinnen zuhause via Webcam quatschen, mein Gott ...

Heute bin ich von meiner ersten richtigen Mission zurückgekehrt. Nichts ernstes, nur eine ungefährliche Aufklärungsmission, also keine Sorge. Aber ich war trotzdem die ganze Zeit über wachsam und habe auch meinen Kameraden eindeutig klar gemacht, dass ich das Gleiche von ihnen erwarte, wenn sie keinen Ärger bekommen wollen – wenn nicht vom Feind, dann von mir. Der Sergeant nahm mich anschließend beiseite und lobte mich für meine Haltung und mein Engagement. Ich musste an Vater denken und wie stolz er jetzt gewesen wäre.

Mach's gut, Mutter. 

Kapitel 2: Im Kriegsgebiet

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