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Star Trek Online

Von anderen Sternen

By Shalenak | Fri 19 Oct 2018 09:00:00 AM PDT

Die Sterne im Himmel waren am Kochen, explodierende Gaskugeln, die sich über Milliarden von Kilometern erstreckten. Fähnrich Keero hatte nie verstanden, warum seine menschlichen Begleiter ihnen gerne Muster zuordneten. Aber Keero fielen diese Muster auf, während er aus dem Fenster der Deep Space Two im Ostflügel von Deck 47 blickte. Vor allem bemerkte er, dass sie anders aussahen, als er sie in Erinnerung hatte. Das war keine Überraschung. Als Keero vor zwei Tagen aufwachte, war er 153 Jahre, drei Monate, zwei Tage, 12 Minuten und 36,5 Sekunden in die Zukunft gereist. Während all dieser Zeit hatten sich die Sterne verändert, und somit auch deren Muster. Ein natürlicher und erwarteter Ereignisablauf.

Das sollte ihn zufriedenstellen. Aber Keero verspürte beim Anblick dieser Sterne Unbehagen. Als stünde er nicht richtig auf dem Boden und könnte jederzeit ins All geschleudert werden. Es war kein gutes Gefühl und er wollte, dass es aufhört. Aber er konnte seine staunenden Blicke in die dunklen Tiefen und von den hellen Lichtern des Kosmos nicht abwenden. In einer Situation wie dieser war Orientierungsverlust zu erwarten, so viel hatte ihm Agent Daniels erklärt, aber er fühlte sich mehr als nur desorientiert. Keero schien dahinzutreiben.

Auf seinem Heimatplaneten kam er sich oft klein vor. Für menschliche Verhältnisse waren seine Leute riesig und er selbst war keine Ausnahme. Aber was sind schon 2,15 Meter, wenn deine drei Schwestern zwischen 2,40 Meter und 2,70 Meter groß sind. Seine Leute waren in keiner Weise unintelligent, aber Keeros Gehirn lief wie ein Hochleistungsrechner. Er spürte immer eine Kluft zwischen ihm und Gleichaltrigen. Als er zur Sternenflottenakademie kam, war all das anders. Die anderen Schüler sprachen seine Sprache, bildlich gesprochen. Endlich hatte er seinen Platz im Universum gefunden.

Aber jetzt war er sich wieder unsicher.

Hinter ihm erklang ein leichtes Zischen. Die Türen zum Beobachtungsdeck öffneten sich und das künstliche Licht des Flurs erhellte den Raum. Keero zuckte zusammen und drehte sich um. Hinter ihm stand ein Wesen, das ungefähr 1,80 Meter groß und in sein PADD vertieft war. Er trug eine Uniform, die für Offiziere der Sternenflotte in dieser Ära üblich war. Der blaue Streifen auf seiner Brust signalisierte dem Neuling, dass dieser Teil der wissenschaftlichen Abteilung war. Der Wissenschaftsoffizier war nach den Punkten auf seinem Kragen ein Lieutenant, und anders als viele Sternflottenoffiziere seiner Zeit, war er kein Mensch. Er war ... 

Nein, das kann nicht sein. Diese Wölbungen auf der Stirn ...

Keero erstarrte.

Der Lieutenant blickte von seinem PADD hoch und bemerkte erst jetzt, dass er nicht alleine war. Er lächelte. „Ich grüße Sie, Fähnrich“, sagte er, „Ich bin Lieutenant Thox. Verzeihung, ich wusste nicht, dass dieser Raum bereits besetzt ist. Ich habe ihn für eine Observierung der Überreste der Hobus-Supernova gebucht. Sie können gerne teilnehmen, falls Sie möchten.“

Seine menschlichen Freunde hatten Keeros Gehirn oft als „rasend“ beschrieben. Das ergab keinen Sinn. Das Gehirn war doch ein unbewegliches Objekt. Wenn er über eine Lösung nachdachte, hatte er oft das Gefühl, dass es wie ein Computer fungierte, das Speicherbänke durchsuchte, und schnelle Berechnungen durchführte. Rasend beschreibt einen Verlust der Kontrolle, was Keero nie so empfand.

Bis jetzt. Die Kreatur, die vor ihm stand, war ein Klingone. Eines der Wesen, die sein Schiff überfielen und seinen Captain umbrachten. Der rationale Teil seines Gehirns warf ihm allerlei Berechnungen entgegen. Es bestand nur eine Wahrscheinlichkeit von 0,003%, dass dieser Klingone überhaupt mit einem der Angreifer verwandt war. Es gibt zwar in diesem Jahrhundert auch einen Krieg zwischen der Föderation und den Klingonen, aber er wusste von mindestens 4,5 klingonischen Mitgliedern, die von der modernen bis heutigen Geschichte in der Sternenflotte waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Klingone Thox ein Eindringling sein könnte, der hier war, um ihn zu töten, lag bei 122.695 zu 1.

All diese Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Aber sein Körper hörte nicht darauf. Er griff nach der Stelle, an der er im Kampfeinsatz einen Phaser vorfinden würde. Er war bestürzt, als dort keiner war.

Obwohl er in seine Arbeit vertieft war, hatte Thox eine Veränderung wahrgenommen. Er blickte fragwürdig drein. „Alles in Ordnung, Fähnrich?“

Die Antworten in Keeros Gedanken überschlugen sich. Die Berechnungen schlugen fehl. Sein Supercomputer wurde mit Fehlermeldungen übersät und er konnte sich nicht bewegen.

Kurz darauf war Lieutenant Thox’ Gesichtsausdruck von Ergebung und Enttäuschung geprägt. Er nickte, fast zu sich selbst. „Ach so“, sagte er, „Ich verstehe schon.“ Fähnrich, verwenden Sie den Raum, so lange Sie möchten.“

Die Türen öffneten und schlossen sich wieder, und Keero stand mit schnell schlagendem Herz und brennendem Gesicht alleine da. Er schnappte nach Luft und alle Fehlermeldungen, die vorhin in seinem Kopf aktiv waren, wurden langsam durch ein Gefühl der Scham ersetzt.

***

Drei Tage später traf Fähnrich Keero erneut auf den klingonischen Wissenschaftsoffizier. Lieutenant Thox saß alleine in der Kantine und stocherte auf repliziertes Gagh mit einer Gabel ein. Keero sah sich im Raum um, ob es weitere Tische gibt, an denen er ebenfalls alleine sitzen könnte. Dann dachte er an seine Freunde, die er zurücklassen musste. An die, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr am Leben waren. Was hätte Sylvia getan?

Thox’ Pupillen wurden kleiner und kleiner, als Keero ihm plötzlich gegenüberstand. Für einen Moment herrschte nur Stille.

„Die klingonische Kultur ist mir nicht geläufig“, sagte Keero schließlich, „Daher bin ich mir unschlüssig, ob ich fragen soll, ob dieser Platz noch frei ist.“

„Er ist frei, Fähnrich. Bitte setzen Sie sich.“ Thox gestikulierte in Richtung Stuhl und Keero versuchte seinen großen Körper darauf unterzubringen. Die meisten Wesen amüsierten sich bei diesem Anblick, besonders wenn der Stuhl mit Armlehnen ausgestattet war. Falls es Thox ebenfalls so ging, war es ihm nicht anzusehen.

„Ich möchte mich bei Ihnen für mein Verhalten letztens entschuldigen“, sagte Keero, „Ich habe Schwierigkeiten, mich an …“, der Fähnrich stoppte. Die Tatsache, dass er mit seiner Crew in dieser Zeitperiode gestrandet war, war streng vertraulich. Er konnte das Thema nicht einfach so anschneiden. „... diese neue Situation mit dem Klingonischen Reich anzupassen. Sie jedoch meinen fehlenden ‚Manieren‘, wie die Menschen vermutlich sagen würden, auszusetzen, ist nicht akzeptabel.“

Thox schmunzelte. „Ich selbst habe viele Konflikte bezüglich des menschlichen Manieren-Konzepts erlebt. Sie verbergen, was sie wirklich meinen, damit wir uns besser fühlen – dazu fehlt mir immer der Mut. Daher schätze ich die Wissenschaft. Hier bleiben Antworten nicht verborgen.“

„Ich muss zugeben“, sagte Keero, „Ich bin noch nie einem Klingonen begegnet, der etwas für jegliche Art von Wissenschaft übrighat.“

„Haben Sie viele meiner Spezies kennengelernt?“, fragte Thox neugierig.

Der Geruch von Ozon und brennendem Fleisch. Alarmsirenen mit roten, blinkenden Lichtern. Eine beängstigende Frau, die über ihnen steht, ein mit Blut beflecktes Mek'leth in jeder Hand. Captain Schaefers leblose Augen.

„Nein“, sagte Keero, „Das habe ich nicht.“

„Nun, falls Sie je die Gelegenheit bekommen nach Qo'noS oder in eine anderen klingonische Welt zu reisen, dann werden sie dort viele Wissenschaftler antreffen. Sie erhalten nicht den gleichen Ruhm wie Krieger, aber sie existieren“, sagte Thox.

„Warum sind Sie dann nicht bei ihnen?“, fragte Keero.

„Mein ... Temperament konnte nie einer klingonischen Untersuchung standhalten“, sagte Thox, der Stücke seines unbeweglichen Gagh auf der Gabel genau inspiziert und schließlich fallen lässt. „Und dann brach der Krieg aus, und ich war hier. Ich hatte mich schon dafür eingesetzt, ein Offizier der Sternenflotte zu werden, und dann einfach zu gehen, schien mir nicht ... vernünftig, selbst wenn ich nun im Krieg gegen mein eigenes Volk war. Er stocherte noch einmal sinnlos auf sein Gagh ein und schob den Teller schließlich zur Seite, „Aber Sie haben sich hier nicht hingesetzt, um meine Geschichte zu hören. Wie kann ich Sie beruhigen, Fähnrich?“

Diese Frage wurde ihm noch nie gestellt. Keero war sich unsicher, wie er darauf antworten sollte. Er berechnete tausende Herangehensweisen, aber keine davon schien dieser Frage gerecht zu werden. Thox wartete geduldig. Keero erkannte, dass es bei dieser Frage keine taktvolle Antwort gab. Er holte tief Luft und sagte:

„Viele meiner Freunde und Klassenkameraden sind durch Ihr Volk ums Leben gekommen. Meine Ausbildung in der Akademie war auf die Forschung, und in meinem Fall, auf die Medizin ausgerichtet. Sie war nicht für die Kriegsführung. Und nun bin ich nicht sicher, wie ich mit den Idealen der Föderation fortfahren soll, während Teile meines Gehirns, die ich nicht verstehe, von mir verlangen, Maßnahmen zu ergreifen, die ich nicht ergreifen möchte.“

Thox nickte und blickte für einen Moment zur Seite. Andere Offiziere der Sternenflotte im Speisesaal unterhielten sich fröhlich weiter, die Spannung des Krieges war hier weit entfernt. Ihre munteren Stimmen und kurzen Lacher passten nicht zu der aktuellen Konversation.

Für das klingonische Volk“, begann Thox, „ist das Verlangen nach Krieg und Rache ein heiliger Brauch, der gepflegt werden muss. Mein Volk glaubt, dass man stets auf sein Herz hören sollte, sogar und vor allem wenn es einen in den Tod führt. Die Föderation hingegen wurde nach den Wertvorstellungen der Logik, Empathie und Vorsicht gegründet. Da ich nun schon seit einiger Zeit in beiden Welten gelebt habe, kenne ich mich mit der von Ihnen erwähnten Dualität etwas aus. Und ich habe Folgendes gelernt: Es gibt keine ‚richtige Methode‘, wie man den Kosmos behandelt und wie man ihn bereist. Es gibt nur die Herangehensweise, die sich für einen selbst, als ehrenhafteste erweist. Welchen Weg möchten Sie einschlagen, Fähnrich? Wut und Rache oder Empathie und Verständnis?“

Keero kannte die Antwort der Sternenflotte darauf. Ihre höchste Wertvorstellung beruhte darauf, anderen Zivilisationen die Hand zu reichen. Aber ein neuer Bereich seines Gehirns, den er noch nicht verstand, sträubte sich gegen diese Folgerung.

„Ich will ehrlich sein, ich weiß es nicht“, sagte er schließlich.

Thox nickte. „Die Wahrheit ist der erste Schritt der Reise, Fähnrich. Folgen Sie ihr und sehen Sie, wo sie Sie hinführt.“

 

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