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Star Trek Online

Den Test wiederholen

Von Nevandon | Do 29 Jun 2017 09:00:00 PDT

Angst war keine einem Sternenflottencaptain würdige Emotion.

Nein, das stimmte nicht. Angst war eine absolut angebrachte Emotion. Sie hielt einen Captain wachsam, konzentriert auf die zu bewältigende Aufgabe, bei der es um Leben und Tod ging. Captain Mallory Stanford fühlte sich nie in ihrer gesamten Karriere bei der Sternenflotte als wäre sie nicht bereit für eine Herausforderung. Sie hatte auf der Brücke der U.S.S. Boxer gestanden und sich den Klingonen, den Borg und vielen anderen entgegengestellt. Stets hatte sie ihre Crew durch die heikelsten Situationen geführt. Mallory hatte häufig Angst gehabt. Dabei hatte sie sich jedoch nie unvorbereitet gefühlt. Aber die Aufgabe, der sich ihre Crew jetzt gegenübersah, war einfach nicht zu bewältigen.

Sie setzte sich auf ihren Stuhl in ihrem Bereitschaftsraum. Ihr Erster Offizier hatte ihr ihre neuen Befehle überreicht und Mallory war unverzüglich in den Bereitschaftsraum gegangen. Dieses Verhalten dürfte auf der Brücke für viele Mutmaßungen gesorgt haben. Die Crew dachte vermutlich, dass sie an die Frontlinien geschickt würden. Ironischerweise wäre sie darauf vorbereitet gewesen. Stattdessen musste sie zwei Worte lesen, von denen sie dachte, dass sie sie nie wiedersehen würde:

„Kobayashi Maru“

***

Kadett Stanford sank in einem Korridor der Sternenflottenakademie zusammen. Es hatte sie beinahe vierzig Minuten gekostet einen Teil dieser Schule zu finden, in dem nicht alle feierten. Es war die Woche vor dem Abschluss und es schienen überall Partys zu steigen. Keine davon war offiziell. Es waren Freunde, die einfach auf ein paar Drinks zusammenkamen oder man feierte zu der plärrenden Musik aus dem Speisezimmer. Heute Morgen noch hätte sie mit den anderen gefeiert. Jetzt konnte sie nicht aufhören zu zittern.

Es war ein dummer Test. Man sollte ihn nicht bestehen. Genau darum ging es. Ihre Lehrer hatten es ihnen eingebläut, bevor sie an ihm teilnahmen. Es ging darum zu sehen, wie man als Sternenflottencaptain mit einer aussichtslosen Situation umgeht. Es würde keinen Einfluss auf ihren Abschluss haben. Warum zitterte sie also?

Es war nicht der Test oder ihr Scheitern. Das war es nicht. Es war der Inhalt des Tests. Die Simulationen, die man auf der Akademie durchlief, konzentrierten sich auf Diplomatie, Erforschung und  Kämpfe, aber keine war wie diese. Was sie auch tat: Es kamen immer mehr Feinde. Jeder ihrer Befehle war logisch, aber es endete trotzdem in einem Desaster. Die gesamte Crew der Kobayashi Maru starb. Ihre gesamte Crew starb. Sie starb.

Das war zu viel. Vielleicht war sie nicht für das alles hier gemacht. Sie atmete tief durch und strich ihre Locken aus dem Gesicht. Ehe sie sich versah, stand sie auf und ging los. Ihre Lehrer würden sie verstehen. Eine Überstellung von der Kommandolaufbahn zu einem anderen Programm war nicht ungewöhnlich; auch nicht so kurz vor dem Abschluss. Alles was zählte war, dass sie so eine Erfahrung nie wieder machen wollte. Sie meinte, jemanden nach ihr rufen zu hören, aber sie ging weiter.

„Mallory!“, rief die Stimme erneut. Sie sah sich um. L’nel, aus ihrer Astrophysik-Klasse, kam den Gang entlang auf sie zu. Sie hatten nur selten miteinander gesprochen, aber L’nel war in dem heutigen Test ihr Steuermann. Ihr Magen verkrampfte sich. Es ging sicher um den Test.

„Ich habe gerade keine Zeit, L’nel“, sagte sie. „Ich gehe zu ...“

 

„Es wird nicht lange dauern“, sagte L’nel, während sie zu ihr aufschloss. Da die Prüfungen weitestgehend absolviert waren, durften die Kadetten bis zum Abschluss ihre Zivilkleidung tragen. Sie war leger gekleidet – für einen Vulkanier. Mallory hingegen war nicht einmal auf ihr Zimmer zurückgekehrt, um sich umzuziehen und ihr wurde bewusst, dass sie mitgenommen aussehen musste.

Sie hielt an und wartete auf L’nel. Sie versuchte ihre Angst und Unentschlossenheit, die sie frösteln ließen, zu verbergen. Was sie in diesem Moment nicht darum gegeben hätte, die emotionale Kontrolle eines Vulkaniers zu haben.

„Ich wollte Ihnen danken“, sagte L’nel.

„Mir danken?“, fragte Mallory. Das hatte sie nicht erwartet.

„Ich war den gesamten Morgen als Steuermann in der Kobayashi-Maru-Simulation. Sie haben sich besser verhalten als alle anderen.“

„Was? Es sind alle gestorben“, sagte Mallory.

„Die meisten Kadetten brachen unter dem extremen Druck, den die Aussicht auf die Niederlage mit sich brachte, zusammen. Viele von ihnen gaben mir aus Angst Befehle, die noch weitere Leben in viel kürzerer Zeit gekostet hätten. Einer gab mir sogar den Befehl den nächsten klingonischen Kreuzer zu rammen.“

Mallory konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. L’nel schien das zu gefallen.

„Zwar haben Ihre Entscheidungen unsere virtuellen Leben nicht retten können“, fuhr L’nel fort, „aber wir hielten länger durch als erwartet. Und Sie haben bewundernswert unter dem Druck, den das Kommando mit sich bringt, agiert. Zudem spüre ich, dass Sie durch die Natur des Tests unter extremen persönlichen Druck standen.“

Ah, jetzt geht es los, dachte Mallory. Sie sah zu Boden. Das war die vulkanische Version von Mitleid. L’nel hatte ihre Gefühle gespürt und wollte sie jetzt nur aufmuntern. Es war nett, aber sicher nicht ganz ehrlich.

„Danke“, sagte sie leise, “aber ich muss weiter. Ich muss noch über einiges nachdenken.“ Sie drehte sich und wollte weitergehen.

„Mallory.“ L’nels Stimme war fest. „Ich befinde mich in der Ausbildung zum Counselor. Sie erleiden gerade eine Panikattacke. Das ist nicht ungewöhnlich für Ihre Spezies. Zwar erleben Vulkanier derartige Vorgänge nicht in solcher Intensität, aber ich habe Erfahrungen mit dem Kontrollverlust, den Emotionen bewirken können. Während unserer Jahre an dieser Schule habe ich das Verlassen der Sternenflottenakademie mindestens dreimal als logische Lösung erwogen.“

Mallory dachte nach. L’nel hatte mit ihr bisher hauptsächlich über unterrichtsbezogene Probleme gesprochen. Ein derart persönliches Gespräch hatten sie noch nie geführt.

„Wie auch immer. Diese Angriffe unserer eigenen Psyche sind nicht logisch. Sie sind nicht real. Sie haben heute bewundernswert gehandelt und in jedem fairen Test hätten Sie viele Leben gerettet. Sie müssen jetzt entscheiden, ob Sie sich von den heutigen Erfahrungen brechen lassen oder nicht, aber ich versichere Ihnen, dass sie nicht gescheitert sind. Wenn ich ein Mitglied Ihrer Crew wäre, dann wäre es eine Ehre für mich, nach so einer Leistung, weiter unter Ihnen dienen zu dürfen.“

Ein wärmendes Gefühl breitete sich in Mallory aus und ihr verkrampfter Magen lockerte sich endlich. L’nel hatte natürlich recht. Mit dieser Erfahrung musste sie selber fertig werden und nur sie konnte bestimmen, ob sie sich von der Erfahrung unterkriegen ließ oder ob sie etwas daraus lernte.

„L'nel“, sagte Mallory und drehte sich mit einem Lächeln zu ihr, „wenn das heute real gewesen wäre, dann wären Sie tot.“

L’nel zog eine Augenbraue hoch und Mallory sah sie noch nie so nah an einem Lächeln. „Das ist ein unwesentliches Problem. Von so etwas lassen wir uns nicht unterkriegen.“

***

Mallory hatte ihre Atemübungen weniger als eine Minute durchgeführt, als die Sprechanlage zu ihrem Bereitschaftsraum brummte.

„Herein“, sagte sie, während sie das PADD zur Seite legte.

Sie schaute auf und lächelte herzlich, als sie ihren Counselor eintreten sah.

„L’nel“, sagte sie, „was führt Sie zu mir?“

Der Captain bot ihr den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs an und L’nel nahm Platz. „Commander Hojo teilte mir mit, dass Sie die Brücke ziemlich plötzlich verlassen haben. Stimmt etwas nicht, Captain?“

Mallory schob das Datenpad über ihren Schreibtisch und L’nel nahm sich etwas Zeit, um es zu überfliegen. Dann zog sie eine Augenbraue hoch.

„Wir wiederholen den Test?“, fragte sie.

„Nicht nur wir“, erwiderte Mallory und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Die gesamte Allianz. Selbst die Klingonen können sich daran versuchen.“

„Faszinierend!“ L’nel blätterte durch die Missionsdetails. „Meinen Sie, dass sie alle so gut wie wir darauf vorbereitet sind, dabei zu scheitern?“

Mallory lachte. „Das hoffe ich. Was ist mit der Crew? Die meisten von ihnen hassten diesen Test in der Schulzeit. Meinen Sie, dass sie noch einmal dabei scheitern wollen?“

„Die Crew ist immer stolz, wenn sie sich unlösbaren Herausforderungen stellen soll“, entgegnete L’nel. „Ich würde mir keine Sorgen um sie machen.“ Mallory nickte zustimmend.

„Und, Captain“, der vulkanische Counselor beugte sich vor, während sie das Datenpad zur Seite schob, „sind Sie mit diesem Auftrag einverstanden? Sind Sie bereit, sich der Kobayashi Maru erneut zu stellen?“

Langsam breitete sich ein Lächeln im Gesicht des Captains aus. „Selbstverständlich!“, sagte sie. „Immerhin lassen wir uns von so etwas nicht unterkriegen.“

 

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